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3. Kapitel
Sie hatten ihn zurückgelassen. Einfach so.
Kein Wort hatten sie gesprochen, keinen Zauber kreiert, der ihn holte.
Kopernikus stand wie gelähmt vor dem Haufen Asche, den abgebrannten Gräsern und Zweigen, atmete den beißenden Qualm ein und spürte die züngelnden Flammen auf seiner Haut. Doch der Schmerz war nicht mit dem zu vergleichen, was sein Innerstes erlitt. Er fühlte sich betrogen, allein.
Was einmal der Eingang zu seiner Welt gewesen war existierte nicht mehr.
Was sollte er jetzt tun? Seinen Vater finden? Die Flammen konnten weder ihm noch den anderen Dämonen etwas antun. Sie konnten nicht töten. Dennoch waren Dämonen nicht unsterblich. In seinem jungen Leben hatte er schon viele Dämonen kommen und gehen sehen. Die Natur radierte aus, wenn das Gleichgewicht in Gefahr war und manchmal sorgte die Rasse Mensch dafür, dass die Population auf der einen Seite niemals überwog.
Immer noch unschlüssig was er tun sollte, ging Kopernikus ein paar Schritte zurück, weg von dem Rauch, der in seinen Lungen mittlerweile brannte. Dann begann er zu rennen, immer schneller, ohne wirklich zu wissen, wohin. Dabei warf er nicht einen Blick zurück.
In den nächsten Tagen versteckte er sich irgendwo in den Tiefen des Waldes, hungrig und frierend, denn der Winter hielt so langsam Einzug.
Eines Morgens beobachtete er seinen Atem wie er sich in der Luft weiß kräuselte, während der eigentliche Nebel über den gefrorenen Boden kroch und das Finden von Nahrung erschwerte. Irgendwo heulte dann ein Wolf, tief und grillende hallte sein Ruf durch die Bäume.
Der kleine Dämon beeilte sich auf einen Baum zu klettern, denn er fürchtete sich vor den Bestien. Er hatte gesehen wie sie ein Tier jagten, einkreisten und dann in Stücke rissen, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ihm würde es genauso ergehen.
Zitternd saß er nun oben in dieser alten knorrigen Eiche und wartete. Nicht lange und das Rudel tauchte auf. Von seinem Geruch angezogen und dem kleinen Opfer des hungrigen Dämons.
Das Eichhörnchen lag unten auf dem Boden, seine kleinen Gliedmaßen in eigenartiger Stellung verdreht, die Augen im Augenblick seines Todes weit aufgerissen.
Die Wölfe würden das Tier nicht anrühren. Sie erkannten, dass es einem dämonischen Gift zum Opfer gefallen war. Fraßen sie das Fleisch wurden auch sie diesen qualvollen Tod sterben.
Das war Kopernikus besondere Gabe als Halbdämon. Seine kleinen weißen spitze Zähne enthielten ein Gift das die Dämonen Rana nannten. Absolut tödlich und doch geriet es nur quälend langsam in den Blutkreislauf, verbrannte einen von innen und erst im Herzen angelangt entfaltete es seine ganze Wirkung. Dann dauerte es nur noch wenige Sekunden. Noch einmal ein Zucken des Körpers, ein Schrei, dann Stille.
In der Zeit hier draußen hatte Kopernikus gelernt es einzusetzen, gelernt es zu kontrollieren.
Inzwischen hatte das Rudel Wölfe den Baum auf dem der Dämon saß gefunden. Langsam, knurrender Laute ausstoßend und mit gefletschten Zähne, tappten sie mit ihren großen Pfoten um den Stamm, ließen den Jungen da oben nicht eine Sekunde aus den Augen.
"Verschwindet", knurrte Kopernikus. Er wollte ihnen seine Angst nicht zeigen, wollte sie spüren lassen, dass sie sich auf gefährlichen Terrain bewegten, denn noch immer hattte der kleine Dämon die Hoffnung nicht aufgegeben, dass man ihn vergessen hatte.

© Mia Nikos,
книга «Kopernikus».
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