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4. Kapitel
Seine Hoffnung war gestorben.
Inzwischen erwachsen, hockte Kopernikus auf diesem Baum, der nie sein Blätterkleid verlor. Die vergangenen Jahre ohne Familie hatten ihn geprägt, die Gräueltaten der Menschen seinen Zorn immer weiter gesteigert.
Wenn jetzt Kinder kamen um auf der Wiese zu spielen hatte er keine Freude mehr ihnen zuzuschauen, einer von ihnen zu sein. Er wollte die Kinder töten, ihren Eltern Schmerz zufügen, so wie sie es ihm angetan hatten. Er wollte seine Zähne in das junge Fleisch schlagen, es zerreißen und zusehen wie sie qualvoll den Tod fanden.
Doch heute war nicht der richtige Tag dafür.
Als die Kinder gingen kehrte er in die Dämonenhöhlen zurück.
Ein anderer Stamm Dämonen hatte sich in den vergangen Jahren in den Höhlen niedergelassen, stärker und wilder, hatten Kopernikus in ihre Mitte genommen, ihn das beigebracht was ihm noch fehlte. Die Verwandlung.
Und ihnen war es egal, dass er nur ein Halbdämon war, sein Rana war entscheidend.
Vielleicht war es aber auch der neue König der Dämonen. Der mächtigste von ihnen, der erstgeborene Sohn des Alten - Kopernikus Vater.
Kopernikus streckte seinen Körper, während er sich den Höhlen näherte. Am Tag und in der Dämmerung waren die Erhebungen deutlich zu sehen, warnten die Menschen davor sich ihnen zu nähern. Doch immer wieder gab es einige von ihnen, die es dennoch wagten. Sei es, weil sie sich in ihrer Dummheit verirrten oder weil sie die Warnungen in ihrer Arroganz in den Wind schlugen, nur um zu beweisen wie stark und mächtig sie waren.
Doch heute blieb alles still. Kein Gemetzel, an dem er sich beteiligen konnte, nicht einmal der Hauch eines bevorstehenden Kampfes lag in der Luft.
Enttäuscht glitt Kopernikus in die Tiefen seines Zuhause.
Seine Augen brauchten nur Sekunden um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Tief zog er dabei den Geruch aus Erde in seine Lungen.
Plötzlich zupfte jemand an seinem Bein.
Als er nach unten schaute blickte er in die großen blauen Augen eines kleinen Menschenkindes.
"Du warst?", fragte sie unbeholfen, denn sie hatte erst gelernt ihre Gedanken in Worte zu fassen.
Izzy!
"Das geht dich nichts an!", fauchte Kopernikus. "Verschwinde!"
Die kleine Izzy schob ihre Unterlippe vor, bereit zu weinen und die Aufmerksamkeit der Dämonenfrau zu erwecken, die sich dem Mädchen angenommen hatte. Noch war es zu jung für den Schutzzauber und es wäre ein leichtes an ihr seinen Rachedurst zu stillen, doch es wäre die Sache nicht wert.
Kopernikus schüttelte die Hand der Kleinen ab und ließ sie zusammen mit dem kleinen Leuchtkäfer, der in den dunklen Höhlen ihr ständiger Begleiter war, einfach stehen. Was kümmerten ihn schon ihre Tränen?
Immer tiefer tauchte Kopernikus in den Höhlen hinab, die Gänge wurden schmaler und die Dunkelheit immer stärker. Die Steinwände waren einfacher glatt gestrichener Erde gewichen. Kopernikus berührte die Wand. Unter seinen Fingern war sie kalt und doch spürte er dahinter das Leben pulsieren.
"Du hättest nicht so grob zu ihr sein müssen", ertönte eine Stimme, die einer zischenden Schlange glich. Sie hallte wie ein Lauffeuer durch den letzten am tiefsten Punkt gelegenen Gang. Kopernikus kniff die Augen zusammen, wütend darüber, dass er sich belehren lassen musste. Diese Izzy war doch nur ein dummes Menschenkind.
Dann betrat er die dahinter liegende große Höhle.
Sofort sah er den König der Dämonen. Umgeben von zwei schönen Menschenfrauen, die auf den Lehnen seines thronartigen Gebildes aus Stein knieten. Sie waren nackt und ihre zarten Fesseln zierten schwere Ketten, die rasselnd jeder ihrer Bewegungen folgte. Eine Hand der Frau mit einem goldenen Ring am Ringfinger fuhr dem Dämon, der sich einer menschlichen Gestalt angenommen hatte, über die muskulöse Brust. Ihre braunen Augen, einst so leuchtend, blickten leblos.
Noch waren beide Frauen am Leben, doch eindeutig standen sie unter einem alten Gefügigkeitszauber.
Kopernikus wandte seine Aufmerksamkeit dem mächtigsten aller Dämonen zu. Fast schon gelangweilt, den Kopf mit einer Hand abstützend, saß er auf seinem Thron. Ganz der Herrscher über sein Reich. Eben das, was man von ihn erwartete.
"Man hatte das Mädchen niemals hier her bringen sollen. Sie verdient den Tod."
"Die Prophezeiung muss sich erfüllen", erwiderte der Dämonenkönig nur. Dann schnippte er mit den Fingern und die dunkelhaarige Frau zu seiner linken setzte sich rittlings auf seinen Schoß, lehnte ihren Kopf gegen seine Brust, während sich ihre prallen Brüste gegen sein hartes Fleisch pressten.
"Wenn du mit jemanden spielen willst, dann suche dir jemanden anderen. Izzy gehört mir."
Kopernikus schnaubte verächtlich. "Wenn der zweite Teil der Prophezeiung sich erfüllt, wird sie versagen."
Der Dämonenkönig strich über das Haar seiner Gefangenen, vergrub die Finger in der dichten Mähne.
Kopernikus konnte das gefährliche Glitzern in den Augen sehen, wie das intensive Grün flackerte und sich dem Rot schließlich ergab.
Die Frau gab ein leises Wimmern von sich, als der Zauber in tausend Stücke zerbrach und der König seine Finger tiefer in das Fleisch ihrer Kopfhaut grub. Dann bog er gewaltsam ihren Kopf nach hinten. Solange bis ein knackendes Geräusch hinten in ihrem Hals wie ein Peitschenhieb durch die Grotte hallte.
Schließlich stieß er ihren leblosen Körper von sich, die Iris um seiner schwarzen Pupille herum, lodernd wie ein Feuer.
Mit einem dumpfen Knall und dem letzten Rasseln ihrer Kette schlug sie auf dem Boden auf.
Nun wandte er den Kopf seiner zweiten Gefangenen zu. Auch ihr Zauber zerbrach und nur Sekunden später war ihr Körper nur noch ein Haufen rauchender Asche.
"Ah", stieß der König zufrieden hervor. "Geh hinaus in die Nacht, Kopernikus. Auch du wirst finden, was du suchst."


© Mia Nikos,
книга «Kopernikus».
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