Gegenwart
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 3
29. Juni 2009, in der Nähe von Polynesien,
Richard

Ach... eigentlich ist es schade, dass wir schon wieder nach Hause fahren. Anfangs war ich ja nicht so überzeugt, aber Hawaii und Polynesien waren echt cool. auch das mit der Datumsgrenze... das war irgendwie komisch... Es gab eine Durchsage, und die meisten waren draußen, und haben geschaut, ob man was sieht... irgendwie war das nicht so... Es hat sich irgendwie ganz normal angefühlt, bloß das man auf einmal einen anderen Tag hatte.
Oh ha...
Was ist das?
Das klang wie... waren das Schüsse?
Ich kletter' aus meinem Bett aus dem Bett und angel' meine Schuhe.
Doch. Da ist es schon wieder. Okay... so langsam word mir unheimlich. Wo ist Chris? Ah, bestimmt in der Bibliothek. Ich persönlich ziehe es vor, im Bett zu lesen, aber sie erklärt immer: "Ein Buch ist erst so richtig gut, wenn es unter seinen Artgenossen bleibt."
Naja. Wenn das wirklich Schüsse waren.... werden wir gekapert? Sind das Piraten? Ich mein... jeder Junge träumt davon, einmal echten Piraten zu begegnen, aber... jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher, ob das so eine gute Idee ist.
Was mach' ich jetzt bloß? Ich glaube, ich schau mal, wo Chrissy ist. Ich kann ja mein Buch mitnehmen, und falls es doch nichts war, kann ich einfach behaupten, dass ich es zurückbringen wollte. Ich war sowieso fertig, und habe nur die Leseprobe von der Fortsetzung gelesen, weil ich zu faul war, aufzustehen und mir das nächste Buch zu holen.
Langsam öffne ich die Tür und luge durch den Spalt. Auf dem ganzen Gang ist keine Menschenseele.... An sich nicht ungewöhnlich. Möglichst leise, das Buch unter den Arm geklemmt, schleiche ich mich zum Ende des Korridors. Von dort aus kann man nach draußen auf den Pool schauen. Ich war beinahe jeden Tag mindestens einmal schwimmen. Da war es  immer massig voll, aber jetzt sieht man da keine Menschenseele. Und das liegt nicht am Wetter! Das ist jetzt echt merkwürdig.
Jetzt höre ich Schritte auf dem Gang. Noch kann ich die Leute nicht sehen, die da kommen, da die Enden des Ganges immer so eine Art kleiner Aufenthaltsraum sind, und ich deshalb um eine Ecke gucken können müsste. Aber ich kann sie hören. Und das, was ich da höre, klingt eindeutig nicht nach Badelatschen. Jetzt klopft es an eine Tür. Kurze Stille.
"Mach auf, wir wissen, dass du da bist!"
Okay... vielleicht will ja einfach irgendwer irgendwen besuchen.
"Schließ auf, du dummes Göhr!"
Danach folgt ein Schrei.
Scheiße, das ist Chrissy.
Ich will schon losstürmen, als mir einfällt: Wenn jemand ihr wehtut und so einen schweren Gang hat, dann ist der wahrscheinlich auch wesentlich stärker als ich. Da hilft es auch nichts, dass ich mal Kickboxen gemacht habe... zumal das nur 3 oder 4 Monate waren.
Nein. Ich muss mir etwas anderes einfallen lassen! Okay. Schritt eins: Verstecken. Aber wo? Ich kann nicht über den Korridor. Sie würden mich sehen. Es sei denn... Nein, das funktioniert auch nicht. Der Schrank! Genau, das ist es! Es kommt sicher keiner auf die Idee, mich im Spieleschrank zu suchen. Das wird aber verdammt eng. Und ich muss ihn ausräumen.
So leise wie möglich mache ich mich daran, den Schrank zu leeren, und die Spiele obendrauf zu drapieren. Ich höre, wie jemand Chrissy anschreit. Sie soll ihm verraten, wo ich bin. Sie sagt, es könnte sein, dass ich am Bug bin. Dort gäbe es eine Bank, wo ich manchmal hingehen würde. Das ist Chrissy. Selbst wenn sie könnte, würde sie mich nie verraten.
Aber jetzt schnell. Wenn sie zum Bug wollen, werden sie höchstwahrscheinlich gleich hier vorbeikommen.
Während der Kerl seinen Kumpanen Befehle zubrüllt, ziehe ich hastig das Brett raus, das den Schrank in 2 Fächer unterteilt hat und lehne es an die Schrankseite. Ich bin kaum drin, und habe die Türen geschlossen, höre ich auch schon, wie das Getrampel wieder losgeht. Als sie an der Ecke sind, halte ich den Atem an, und erst als sich die Tür am anderen Ende der Treppe wieder schließt, wage ich Luft zu holen. Mir fällt auf, dass ich klitschnass bin. Trotzdem warte ich noch ein paar Minuten (mir kommt es eher vor, als wären es ein paar Stunden) zusammengefaltet im Schrank. Endlich wage ich es, die Tür zu öffnen und nach draußen zu klettern. Da liegt immer noch "Die geheime Benedict-Gesellschaft". Ich habe das Buch einfach auf dem Fußboden vergessen! Mich erfasst ein Gefühl, dass man wohl als nachträgliche Angst, gepaart mit Erleichterung bezeichnen könnte.
Ich sperre das Buch in den Schrank, und gehe wieder den Korridor entlang. Diesmal in die andere Richtung. Ich sollte mein Taschenmesser holen. Normalerweise habe ich es immer in der Hosentasche, aber vorhin habe ich mich beim Lesen auf die Seite gelegt, und es hat gedrückt, also habe ich es.... auf den Schrank, hab ich es glaube ich, verfrachtet.
In unserem Zimmer.... ach nein, Entschuldigung, in unserer KAJÜTE klettere Ich das Bett rauf, aber das Messer ist weg. Ehrlich gesagt hätte es mich auch gewundert, wenn es noch da gewesen wäre, weil alles ist verwüstet, und über die Hälfte der Sachen, die da oben lagen sind im ganzen Zimmer verstreut.
Trotzdem mache ich mich daran, es zu suchen.
© Franzi ,
книга «Doch, da war noch jemand anders!».
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